Bürgerinitiative Zukunft Groß-Gerau – Für eine innovative und lebenswerte Stadt

Projekt: Dornheim Freizeitband Alt-Neckarbett

Oktober 2010 | Groß-GerauDornheim, Scheidgraben als Freizeitband entwickeln.
Bezug: Stadtentwicklungsprojekt Groß-Gerau 2020

Autor: Günter W. Hackenschmidt

Vorab:

Eine Bürgerbefragung unter Mitarbeit der Planungsgesellschaft Kokon hat 2009 zu einer neuen Betrachtung der Freizeitmöglichkeiten im Stadtteil Dornheim geführt. Ein Freizeitband durch den Kern des Dorfes (entlang dem Scheidgraben) wurde als Idee geboren. Vergessen wurde dabei, dass es sich bei dem existierenden Grünen Band durch das Dorf um ein geschichtliches Areal handelt, das seit den letzten 2000 Jahren eine prägende Wirkung auf Existenz und Leben der Gemeinde hatte, da der Scheidgraben in Dornheim exakt im alten Neckarbett fließt und seine Rolle als Transportweg, Fischgewässer und Weideland sowie als Versammlungsplatz und Anlande über viele Jahrhunderte hatte.
Der Unterzeichner hat sich aus anderer Begründung mit der gesamten Neckarhistorie seit Jahren befasst und als langjähriger Einwohner Daten auch zu Dornheim gesammelt, die in die nachstehend Studie eingeflossen sind. Mit Anwohnern/ Freunden wurde vor einigen Jahren eine ähnliche Idee eines Dorf-mittigen Erholungsraumes entwickelt, mit Schwerpunkt-Bezug auf bekannte Historie. Nach Vorstellung der Ergebnisse eines Vorentwurfs der Fa. Kokon in Dornheim im Frühjahr 2010 wurden unsere alten Vorschläge und damaligen groben Vorstellungen vom Unterzeichner aktuell überarbeitet und präzisiert sowie mit historischen Bezügen vertieft. Der nachstehende Projektentwurf stellt das vorläufige Ergebnis dar.

Anm. 1: In Nichtkenntnis der für den Stadtteil Dornheim endgültig ausgearbeiteten Standortbeschreibungen der Fa Kokon Planungsgesellschaft erfolgt nachstehende Studie noch unter Auslassung der dort gefundenen Ideen, Argumente und Kriterien.

Anm. 2: Diese Studie enthält Teilinhalte eines noch in Bearbeitung befindlichen, unveröffentlichten Buches. Copyright 2010 durch FINDOCA - Verlag, 64521 Groß-Gerau, Hölderlinstr.29., Tel./Fax 06152-58197. Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

Projekt: Dornheim Freizeitband Alt-Neckarbett

1.0 Projektziele und Idee:

Gestaltung der Zukunft unter Erinnerung und Bezug auf die Vergangenheit. Lebensqualität schaffende Parklandschaft. Entstehen soll zielgemäß eine Parklandschaft mit hohem Nutzwert. Zielerreichung durch Identitätsbildende Maßnahmen für Dornheimer Bürger und regional Interessierte durch Hinweise/ Wegweiser/ Schilder historischer Plätze und Geschichtstafeln. Daneben kleiner Erlebnispfad, Lehrpfad für Schulklassen und im Kern eine Promenade bzw. Rundgang.

1.1 Projektrationale:

Die von den großen Flüssen Rhein und Neckar gestaltete Landschaft eignet sich hervorragend für die stille Erholung. Zahlreiche Naturschutzgebiete zeugen vom Artenreichtum der aunlandschaft, darunter das Europareservat Kühkopf- Knoblochsau. Als eine von weltweit 55 Regionen ist der Geo-Naturpark Mitglied im Globalen Geopark-Netzwerk der UNESCO.
Riedstadt mit seinen Stadtteilen (insbesondere auch Crumstadt und Goddelau als ehemalige Neckar-Anrainer) ist seit 1998 angabegemäß auch Geopark- Mitglied mit seinem alten Neckarbett. Im Gegensatz zum Riedstadt-Ansatz(stark Naturnaher Erlebnispfad, Stromtalwiesen, Sanddünen, Fauna, Dorf-Randlage) könnte die Differenzierung Dornheims darin liegen, auf Leben und Treiben in der Vergangenheit hinzuweisen und so seine Besucher zu fesseln und gleichzeitig Räume, Dramaturgie und Bezug zur Lebenswirklichkeit der heutigen Einwohner zu schaffen. Der besondere Verlauf des Neckar mitten durch das Dorf macht dies erst möglich und spannend (eine solche Direktlage ist nur noch in Zwingenberg gegeben und in Teilen in Trebur).

1.2 Kompatibilität mit UNESCO –; Geopark Konzept:

Mitgliedschaft ist anzustreben im Sinne einer homogenen Betrachtung der Region und der Image-Dimension für die gesamte Region. Die mehr als 100 angeschlossenen Kommunen laden ihre Bewohner und Gäste zu Natur- und Kultur- Highlights und dazu ein, die Region neu zu entdecken. Man legt besonderen Wert auf die regionale Identität. Wichtig ist auch, das bewusste Naturerlebnis zu fördern und verloren gegangenes Wissen wieder zugänglich zu machen, daneben den kulturellen Wandel im Umgang mit Natur und Landschaft sowie die künstlerische Auseinandersetzung zu fördern. Alle diese Kriterien würden mit dem geplanten Projekt erfüllt, eingeschlossen einer hohe lokalen Akzeptanz.

2.0 Überlieferte Historie:

Der Neckar wurde im 13. Jh. begradigt und bei Mannheim in den Rhein geleitet. In der Literatur wird das alte Flussgebiet im Ried Nord-Neckar bzw. auch Alt-Neckar genannt. Der Fluß entspringt auf der Baar bei Villingen-Schwenningen auf 706 m Meereshöhe. An seiner Mündung bei Neckarau/Friesenheim in den Rhein liegt er auf 95 m ü/Meereshöhe (NN). Auf Höhe seiner alten Mündung bei Trebur liegt er unter 80 m ü/NN, was zeigt, dass die etwa 70 gewundenen Flußkilometer ab Ladenburg (von da ab wurde der Neckar kanaliert und in Mannheim eingeleitet) nur ca 15 m Gefälle hatten, eine Höhendifferenz, die zu Verlandung führen mußte. Diese Verlandung führte nach und nach zum Ende des gewerblich nutzbaren nördlichen Neckargebiets als Transportweg bis zur Mündung. Lediglich Fischerei gab es noch sehr lange an den ehemaligen Anrainergemeinden. Teile des Alt-Neckar war noch bis ins 13. Jahrhundert als Transportwege nach Mainz bekannt, vermutlich ab Berkach über Trebur und in den Rhein noch später.

2.1 Flusshistorie des Rieds mit dem Neckar:

Siehe PDF | Download.

2.2 Überlieferte Plätze, Straßen und Begriffe (Dornheim entlang Scheidgraben/Neckarbett:

Siehe PDF | Download.

3.0 Umsetzung des Projekts/Arbeitsteilung und Verhaltensregeln:

Es wird davon ausgegangen, dass die Stadt Groß-Gerau im Rahmen ihrer Aufgaben, die ihr möglichen Gestaltungen aus eigener Kraft (Bau-und Gartenamt) vornimmt. Kosten für Befüllungen, Planierungen und Betonierungen sowie Bewuchsentfernungen kommen hinzu. Die Untere Wasserbehörde des Kreises Groß-Gerau kümmert sich um Grabeninstandsetzung und evtl. Meldungen oder Zusatzgenehmigungen. Die Stadtwerke GG sorgen für die "Scheidgraben-Befreiung" und dessen Vorfluter.
Entscheidungen zum Projekt finden vor Ort und ausschließlich dort statt, UNESCO-Geopark Ziele und Anschluss werden vor Ort in geeigneter Form realisiert. Die Stadt GG unterwirft sich dem Projekt, so lange keine weiteren überproportionalen Kosten verursacht werden oder dies nicht im Gegensatz zu den Geopark - Vorstellungen steht. Volle Einbindung eines noch zu bildenden Gremiums Dornheimer Bürger in die Realisation. Vereine und Gewerbe sind einzubinden als Realisatoren und Sponsoren.

3.1 Formen des Eingriffs in bestehende Strukturen am Scheidgraben:

3.1.1. Charaktermerkmal Dornheims:
Schaffung von Lebens- und Freizeitqualität über "Geschichtsplatz" und Dorfinnere Gehweg-Verbindungen/Rundwegmöglichkeiten (Plan: trockenen Fußes, ganzjährig nutzbare/begehbare Wege) für Spaziergänger und Freizeitsportler, Kinder und deren Eltern/Betreuer. Straßen und Wege sind zu 90 % bereits vorhanden.

3.1.2. Nachgestaltung einer Neckar- Fluss- Auenlandschaft nahe dem Friedhof:
Die jetzige ist ein reiner Schilfgürtel ohne die Vielfalt des Bewuchses einer au. Dazu teilweise Ausbaggerung des Scheidgrabens rechts der Straße auf ca. 20 m.x: 70 m Länge (hist. Breite von Mäandrischen Armen des Unterlaufs des Neckar um ca. 1200). Bau eines Lehrpfades entlang und seitwärts vorhandener Feldwege. Zusatznutzen: Stabilisierung der Grundwassersituation, Wiesenentwässerung und Verbesserung der Wasserqualität.

3.1.3. Ausbaggern zweier Ausbuchtungen des Scheidgrabens auf Höhe der früheren Gänseweide:
Zugewucherte Terrassierung entfernen, alten Gänseteich in Kleinform als Dorfteich wieder schaffen und der Brücke an der Bleichstraße zum Wohngebiet Dichterviertel/Mühlweg ("Tuchbleiche") auf ca. doppelte Breite über je ca. 20 m Länge.

3.1.4. Vorhandenes strukturieren:
Pflanzungen sind überwiegend vorhanden, müßten jedoch entsprechend neuer Fluchten und Freiräume (Höhe Gänseweide) leicht umgestaltet/teilweise entfernt werden.

3.2 Schaffung Freizeitqualität:

Schaffung von befestigten Verbindungen Richtung Klärwerk/Hecke und rund um die Scheidgraben-Ausbaggerung am Friedhof (ggf. Anbringung kleiner Fußgänger Brücke über einem Teil des aunwassers/Scheidgraben. Bei Übergang zu B44 und Bahnhofstraße bessere Verkehrssicherung für Schulkinder und Kindergartenkinder. Somit dürfte problemlose Annahme seitens der Bürger gesichert sein, da außer diesen Wegen nur noch wenige andere befestigte Feldwege vorhanden sind, die wiederum zu Teil in das Freizeitband einmünden würden. Ein Grillhütte für die Jugend (s. Kokon-Vorschlag) wird als entbehrlich betrachtet, statt dessen müsste ein allgemeiner familiären Treffpunkt-, überdacht ("Fischerhütte" mit Geschichtsplatz) neben dem Friedhofsgelände gebaut werden. Auch wird das ausgebaggerte aungebiet nicht als Reminiszenz an das "frühere Schwimmbad" der älteren Generation (an der Gasrohr-Scheidgrabenausbuchtung) zu betrachten sein. Gedacht ist allerdings bei der Ausbaggerung an die Möglichkeit, im Winter ggf. in der Lache (neu: Neckaraue) eine Eisbahn zu erhalten für Schlittschuhlauf, Eishockey u.a..

3.3 Verbesserung der Lebensqualität:

Freizeitband bestens geeignet als "grüne Lunge". Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten möglich, da Kinderspielplätze anliegend vorhanden sind und vorhandene Bänke und Ruheräume bedarfsgerecht umgestaltet werden könnten. Raum für andere Aktivitäten Jugendlicher kann an einer Stelle konzentriert werden (nahe Kerweplatz, nahe Ortsmitte). Bolzplatz bereits vorhanden.
Im aunbecken: Ansiedelung von Fischbeständen und Enten. Dazu: Ausbaggerung des Scheidgrabens – ohnehin durch Wasserbehörde notwendig wegen Fließsicherung bzw. Wasser-Qualität.

/// Hinweis:

Mit der Maßnahme wird faktisch ein Naturzustand aus alter Zeit wiederhergestellt, wie er auch noch Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts bestand. Dies in optisch verbesserter Form und mit historischer Untermaurung, transparenterem Zugang für Bürger, aber ohne die Mückenproblematik früherer Jahre.

4.0 Technische Umsetzung:

4.1. Bauliche Maßnahmen – Der 3-Stufen-Plan:

Stufe 1:
- Straßenbefestigungen/Wegebefestigungen überwiegend mit Schotter, teils Markierungen an Überwegen, Anbringung von Wegzeichen und Schildern.
Schätzung: ca 3.000 EUR
Nebeneffekt: Sicherung von Schul-und Kindergartenwegen.

Stufe 2:
- Ausbaggerungsarbeiten Neckarau | auf 1400 qm – ca. 0,50 m tief = 700 qm, da bereits sumpfig.
Schätzung: ca 10.000 EUR inkl. Aufschüttung Sand/Schotter.
- Nahe Gasrohr gepl. Brücke über Scheidgraben, aufgeschütteter Lehrpfad, kleine Ruheinsel aus Sand/Kies im Schilf.
Schätzung: ca 12.000 EUR insges.
- Ausbaggerungsarbeiten Ausbuchtungen Scheidgraben, ca. 120 cbm.
Schätzung: ca 4.000 EUR insges.
- Ausbaggerungsarbeiten/Wuchsentfernung Scheidgraben.
Schätzung: ca 12.000 EUR insges.

Alle Ausbaggerrungen werden vor Ort, ggf. an anderer Stelle zu Wiederauffüllen benutzt. Kleinere Kiesanschüttungen sind zusätzlich erforderlich, gefällte Bäume werden als Barrieren, Abgrenzungen, Befestigungen und Zäune vor Ort benutzt.

Stufe 3:
- Gärtnerische Arbeiten: im wesentlichen notwendiges Baumfällen, Aufräumen, gelegentlich Neuanpflanzungen.
Schätzung: ca 15.000 EUR, ansonsten Naturbelassung.
Einrichtung Treffpunkt-Hütte für die gesamte Bevölkerung und Schulklassen. Multi-Funktionale Hütte mit Festboden in Fischerhaus-Form (Nurdach- Haus- Dachstuhl, Holz) neben dem Friedhof.
Kosten ca. 14.000 EUR.
Dort Platz für Natur- und geschichtliche Erläuterungen.
Zusatzeffekt: Anbindung des Friedhofes an das Leben der Gemeinde. Bisher unangebundenen Nebenweg als Treffpunkt mit Leben und Aktivität füllen!

Anm: Die Aussegnungshalle des Friedhofes hat schon –; stilisiert –; die Form eines früheren Fischerhauses. Eine Ergänzung durch eine daneben stehende Fischerhütte in altem Stil würde hervorragende optisch-gestalterische Chancen auf ansonsten seit Jahren ungenutztem Gelände bringen (Treffpunkt u.a.).

4.2 Bürgerbeiträge:

Bau und Verbringung Fußgängerbrücke (als Stahl/Holzkonstruktion) in Neckarau vor Gasrohr, (mögl. Kosten ca. 15.000 EUR). Bei Bachübergang und Verbindung zum Klärwerksweg ggf. eine zweite kleinere Fußgängerbrücke (Kosten Konstruktion weitere ca. 8.000 EUR). Beide Brücken finanziert und geplant über Sponsoring Dornheimer Bürger und Vereine. Danach 8 Brücken innerhalb Ortsbereich (3 Straßenbrücken und 5 Fußgängerbrücken) nutzbar.

Gesamtkosten der Arbeiten (ohne Messungen, Meldungen oder Genehmigungen) somit ca. 60.000 EUR, unter der Voraussetzung, dass im Rahmen ohnehin erforderlichen Erhaltungsaufwands geplant und gearbeitet wird. Die im Bürger-Sponsoring zu tragenden Brückenkosten von 23000 EUR sind dabei ausgenommen.

5.0 Genehmigungen/Umweltbelange:

Wasser- und fischereirechtliche Genehmigungen sind nicht erforderlich, da bei bestehenden Strukturen keine wesentlichen verändernden Eingriffe. Ansonsten auch keine besonderen schutzwürdigen Umwelt- Belange, da insbes. Wasserqualität, Grundwassersicherung- und Stabilisierung, Fließwassersicherung, Hochwassersicherung sich verbessern dürften.
Bezüglich behördlicher Informationspflichten wird die Untere Wasserbehörde Groß-Gerau gefordert sein, da diese für die Kläranlage Dornheim, zusammen mit den Stadtwerken GG, zuständig ist und von dort der Scheidgraben als Vorfluter benutzt wird. Die ortsansässige Fa. "Hessenwasser" als indirekter Mitbegünstigter sollte auch als Hauptsponsor gewonnen werden.

Downloads:

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Neckar – Historie Dornheim | Jetzt anschauen & runterladen …
Karten und Bilder Alt-Neckarbett | Jetzt anschauen & runterladen …
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